Lorenz-Böhler-Spital könnte teilweise umziehen

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Lorenz-Böhler-Spital könnte teilweise umziehen

Im Lorenz-Böhler-Unfallspital im 20. Bezirk könnte sich in den nächsten Jahren einiges ändern. Es wird überlegt, den stationären Bereich mit knapp 130 Betten ins Donauspital zu verlegen und am Standort nur mehr eine Erstversorgungsambulanz zu betreiben.

In einer E-Mail, die Radio Wien vorliegt, informierte die Generaldirektion die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), die das Spital betreibt, über die Überlegungen. Es werde die Möglichkeit geprüft, den Lorenz-Böhler-Standort als „Zentrum für ambulante Erstversorgung“ zu führen, hieß es in der Nachricht, „im Zusammenhang mit einer engen Kooperation im Stationärsbereich mit dem KAV“.

Aufgrund der Formulierung befürchtet die Belegschaft eine komplette Zerschlagung und Schließung des Spitals. Gegenüber Radio Wien konkretisierte die Generaldirektion der AUVA in einer schriftlichen Stellungnahme, dass es um eine „Anbindung bzw. Zusammenführung des Stationärbereichs des TZW-Standortes Lorenz-Böhler/Brigittenau mit dem KAV (Krankenanstaltenverbund, Anm.)“ gehe. „Derzeit sind wir erst in Gesprächen mit dem KAV, um eine engere Kooperation zu prüfen“, hieß es.

AUVA Unfallkrankenhaus Lorenz Böhler

ORF.at/Christian Öser
Eine E-Mail sorgt für Verunsicherung über eine mögliche Zerschlagung des Spitals

Auch Neubau als Option

Auch Anton Hiden, Arbeitnehmervertreter im AUVA-Verwaltungsrat, beruhigte: „Wir brauchen die Kapazität, wir brauchen die Betten, wir brauchen die OPs. Wer in diesem Bereich darüber nachdenkt, das Lorenz-Böhler-Spital ersatzlos zu streichen, der spielt Roulette mit der Gesundheit der Unfallopfer.“

Überlegt werde vielmehr, die 128 Unfallbetten vom Standort in Wien-Brigittenau ins Donauspital zu übersiedeln, so Hiden im Interview mit Radio Wien. Die Betten könnten dann in Zusammenarbeit mit dem Krankenanstaltenverbund als Traumabetten betrieben werden, möglicherweise anders finanziert als derzeit. „Wir denken vom Neubau bis zum Einsiedeln in Bereiche, die frei sind“, schilderte Hiden. „Hier ist noch alles offen, weil wir am Anfang eines Prozesses stehen.“

Vorteile für Mehrfachverletzte

Eine Anbindung an das Donauspital könnte frühestens 2026 in Kraft treten, schätzte Hiden. Neben einer Kostenersparnis für die AUVA brächte dies auch Vorteile für die Patienten, vor allem für Mehrfachverletzte, so der Arbeitnehmervertreter: „Der Unfallchirurg kann umfassende Maßnahmen zur Lebenserhaltung und -rettung einleiten. Was er vielleicht nicht kann, ist, den Milzriss zu behandeln – dafür brauchen wir den Spezialisten für die Bauchchirurgie.“ In einem klassischen Spital hätte man – anders als in einem reinen Unfallkrankenhaus – sämtliche Spezialisten sofort an der Hand.

Standort ist „Schlüsselrolle für Versorgung“

Der Standort in der Brigittenau müsste jedenfalls erhalten werden, betonte Hiden: „Was man nicht machen kann, ist, dass man den kompletten 20. Bezirk ohne Unfallversorgung lässt.“ Das Meidlinger Unfallkrankenhaus, das künftig stärker mit dem Kaiser-Franz-Josef-Spital zusammenarbeiten soll, und das Donauspital würden zudem für ambulante Patienten nicht ideal liegen. Im 20. Bezirk könnte sich dann eine Unfallambulanz befinden, in der Diagnosemaßnahmen wie Röntgen möglich sind. Zusätzlich wären auch Angebote wie eine Remobilisierungsstation denkbar.

Als „Schlüsselrolle für die Gesundheitsversorgung im 20. Bezirk“ bezeichnet eine Sprecherin der AUVA-Generaldirektion das Spital in einem Mail gegenüber Radio Wien. Die medizinische Versorgung am Standort Lorenz Böhler/Brigittenau des Traumazentrum Wien steht außer Diskussion“, hieß es.

Gespräche mit Stadt starten im Jänner

Das Lorenz-Böhler-Spital – formell heißt es inzwischen Traumazentrum Wien – Standort Lorenz Böhler – behandelt derzeit im Jahr rund 70.000 ambulante und 8.000 stationäre Patientinnen und Patienten. Aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hieß es zu den Zukunftsüberlegungen gegenüber Radio Wien nur, dass im Jänner Gespräche zwischen der Stadt und der AUVA über eine engere Zusammenarbeit beginnen werden.

Sparpaket in Millionenhöhe

Die AUVA muss derzeit massiv sparen: Ein mit der ÖVP-FPÖ-Regierung vereinbartes Sparpaket sieht eine jährliche Aufwandsreduktion von in Summe 428,8 Mio. Euro vor, wovon die AUVA im eigenen Bereich bzw. durch Kooperationen nur 134,8 Mio Euro aufbringen muss. Die Umsetzung wird dauern, voll wirksam soll das Paket erst im Jahr 2029 sein.

Dazu wurde beispielsweise die Kooperation mit dem AKH Wien ausgebaut, was eine Einsparung von vier Millionen Euro gebracht haben soll. Auch mit den Landeskrankenanstalten sollen Kooperationen eingegangen bzw. erweitert werden – und das eben auch in Wien. Ziel ist die Schaffung von Trauma-Netzwerken. Die AUVA will damit eine fairere Abgeltung von Freizeitunfällen erreichen. Erwartete Einsparung in ganz Österreich: 32 Mio. Euro. Vollständig realisiert soll das bis 2029 sein.

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